Klassenlehrerzeit
Die Klassenlehrerzeit Klassen 1 bis 4
Alle Kinder freuen sich auf die Schule. Wie erhalten wir diese Freude über die ersten Herbstferien hinaus? Welche Erfahrungen soll ein Kind machen, um die Lernfreude und die Schaffenslust der Vorschulzeit zu pflegen und zu erhalten? Wie können wir lebenslanges Lernen wirklich verankern in der täglichen Gewohnheit?
In der Waldorfschule versuchen wir, den Kindern einen möglichst breiten Erfahrungsraum zu bieten, der sowohl den Umgang mit Zahlen und Buchstaben als auch die Geschicklichkeit der Hände und des Herzens umfasst. Der Schultag folgt einem lebendigen Rhythmus: am Morgen beginnt jeder Tag mit einer langen Doppelstunde bei der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer (Hauptunterricht). „Ich sah, ich sah, wie die Sonne kam....“ singen die Kinder, der Blick in die Natur lädt je nach Jahreszeit die Zwerglein, die Vögel im Nest oder die Schmetterlinge ein in Spielen, Sprüchlein und Liedern. Zählen lernen, sich langsam einen Mengenbegriff bilden, die Grundrechenarten anwenden, all das setzt eine gesunde körperliche, seelische und geistige Entwicklung voraus, die heute nicht mehr alle Kinder selbstverständlich mitbringen. Ein guter Waldorfunterricht ist immer auch therapeutisch ausgleichend und entwicklungsfördernd zu denken und als Basis für eine selbstbestimmte Biografie des jungen Menschen zu verstehen.
Beschreiben statt bewerten, beobachten und sich verbinden, dasjenige hören und wahrnehmen, was die Kinder mitbringen und auf ihre Bedürfnisse in altersgemäßer Art und Weise durch den Unterricht antworten, das sind die Aufgaben des Klassenlehrers in den ersten Schuljahren. Bewegung, soziales Miteinander, künstlerisches Tun, und die Bildung echter Fähigkeiten sind Weg und Ziel zugleich. Nur ein Kind, das gut in sich drin steckt, seinen Körper ergreift, ein freundliches Verhältnis hat zu sich selbst und zu anderen kann angstfrei lernen und sich so mit der Welt bekannt machen, die es ja später mitgestalten können soll. Vergleicht man die Schulbiografie eines Kindes mit einem Haus, so stehen die ersten Schuljahre wohl für ein gut gegründetes Fundament. Nach und nach lässt dann das Kind sein individuelles Haus darauf entstehen – ein spannender Prozess!
Prüfen
...Fächer, die laufender Übung bedürfen (handwerklich-künstlerischer Unterricht, Fremdsprachen, Bewegungsfächer), werden in Fachstunden erteilt. So folgen dem Hauptunterricht in den Vormittags- und den Nachmittagsstunden Englisch, Russisch, Eurythmie, Sport, Musik, Religion, Handwerk und Handarbeit, Gartenbau. In den Fachstunden werden die Klassen größtenteils in Gruppen aufgeteilt. Von der ersten Klasse an werden an den Waldorfschulen zwei Fremdsprachen unterrichtet, denn in den ersten Schuljahren können die Kinder eine fremde Sprache noch nachahmend aufnehmen. Unsere Schüler lernen Englisch und Russisch - zwei Sprachen, die sich sehr in ihrem Klang, Schriftbild, Sprachcharakter und dem kulturellen Hintergrund unterscheiden. Indem die Kinder in der Unterstufe Verse und Reime nachsprechen und in Märchenspiele eintauchen, erleben sie die Sprache als reines Lautgeschehen in Tonfall, Musikalität und Rhythmus. Auf eine wörtliche Übersetzung verzichtet man deshalb zunächst. Sie lernen hörend, spielend, sprechend und singend, sich in den Klang und den Gestus der Sprachen einzufühlen und schulen ihr Ohr für fremde Laute. Etwa ab der 4. Klasse entwickelt sich daraus dann der gezielte Aufbau der Grammatik und des Wortschatzes. Nun liegt der Schwerpunkt auf der Sprachstruktur. In der Oberstufe überschauen die Jugendlichen größere Zusammenhänge und können aus dieser Kenntnis ihr Weltinteresse entwickeln. Die Arbeit an der Sprache umfasst nun zunehmend selbstständige Charakterisierungen und Interpretationen; es wird argumentiert und übersetzt unter dem Gesichtspunkt des Sprachvergleichs. In dieser Zeit greift der Sprachlehrer oft auf Originaltexte ausländischer Autoren zurück.
Die Griechische Olympiade in Klasse 5 - ein Beispiel für fächerübergreifenden Unterricht
Seit vielen Jahren veranstalten wir die Griechische Olympiade für die Schüler der 5. Klasse. Diese Tradition ist ein fester Bestandteil des Schuljahres für unsere Fünftklässler geworden und steht in engem Zusammenhang mit dem Stoff der Griechenlandepoche und den Unterrichtsinhalten des Sportunterrichts. Hier schulen die Kinder ihre Fähigkeiten in den Disziplinen des antiken griechischen Fünfkampfes: Laufen, Springen, Ringen, Diskuswerfen, Speerwurf. Später erweiterten wir das sportliche Programm um die Disziplin Wagenrennen, die sich innerhalb der Griechischen Olympiade jeweils als abschließender Wettbewerb zu einem echten Stimmungshöhepunkt entwickelt hat.
Die Griechische Olympiade fand 7 Jahre lang an der Freien Waldorfschule Leipzig statt. Sie hat sich zu einem großen, länderübergreifenden Projekt entwickelt. Waren es im Jahr 2002 3 Schulen aus Sachsen und Thüringen, die sich mit 78 Schülern für die Griechische Olympiade zusammengeschlossen hatten, so sind es im Jahr 2010 10 Schulen aus 4 Bundesländern und Krakau mit 250 Schülern gewesen. Die ständig wachsenden Schülerzahlen führten schließlich zu einer neuen Form der Ausrichtung für das Projekt „Griechische Olympiade“. Die Schüler fahren nun seit dem Jahr 2009 für eine Woche in das Jugenddorf nach Beichlingen/ Thüringen und verbinden gleich ihre Klassenfahrt mit diesem Projekt. Die Grundideen unserer ursprünglichen Griechischen Olympiade wurden beibehalten, konnten aber inhaltlich noch intensiver gestaltet und ausgebaut werden.