Oberstufe

In der Oberstufe der Waldorfschule werden entsprechend der Entwicklung der Schüler die in der Mittelstufe angelegten Inhalte stärker begrifflich und wissenschaftlich aufgegriffen und in üblicher Weise erweitert. Besonderer Bedeutung kommt dabei der Entwicklung eines exakten und vorurteilsfreien Denkens bei. In vielfältigen Unterrichtsformen lernen die Schüler selbständig zu arbeiten. Im Sinne eines ganzheitlichen Lernens ist jeder Unterricht von künstlerischen Elementen geprägt. Neben den üblichen Fächern wie Deutsch, Mathematik, Naturwissenschaften, Fremdsprachen und Geschichte gibt es ein großes für alle verpflichtendes Angebot an handwerklichen und künstlerischen Fächern. Dieses umfasst zum Beispiel Korbflechten, Schneidern, Schreinern, Bildhauen, Malerei und Kupfertreiben. In besonderer Weise werden hier die schöpferischen Kräfte entwickelt. Alle Schüler der Oberstufe besuchen entweder den Oberstufenchor oder das Orchester. In zahlreichen öffentlichen Aufführungen bieten sie dann ihr Können dar. In einem wahlobligatorischen Bereich, welcher unterschiedlichste Gebiete umfasst, können die Schüler ihren Neigungen entsprechend Gelerntes vertiefen, ergänzen oder sich mit etwas Neuem beschäftigen. Für eine lebensnahe Ausbildung bestreiten die Oberstufenschüler viele Praktika, in der 9. Klasse das Landwirtschaftspraktikum, in der 10. Klasse zwei Betriebspraktika und ein Vermessungspraktikum und in der 11. Klasse ein Sozialpraktikum. In der 12. Klasse findet eine Kunstreise statt, in welcher der Kunstunterricht seinen Abschluss findet. Mit der 12. Klasse endet der Waldorfbildungsgang mit einem Waldorfabschluss. Bestandteile dieses Abschlusses sind die Anfertigung einer Jahresarbeit über ein selbstgewähltes Thema, ein Klassenspiel und der Eurythmieabschluss in Form einer öffentlichen Eurythmie¬aufführung. An der Waldorfschule können alle staatlichen Schulabschlüsse abgelegt werden, in Klasse 11 der Hauptschulabschluss, in Klasse 12 der Realschulabschluss und nach dem Besuch einer 13. Klasse das Abitur.

Jahresarbeit

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Klassenspiel

Klassenspiele an der Freien Waldorfschule Leipzig haben eine lebendige Vergangenheit und Gegenwart. Begonnen hat die Tradition mit dem Schuljahr 1997/ 1998 mit einer Inszenierung nach Max Frischs Werk „Die Chinesische Mauer“. Es folgten darauf in jedem Jahr außergewöhnliche Theater¬stücke, wie auch Komödien, die zunächst in der „Scheune“ in Stötteritz aufgeführt wurden, später dann, nach dem Umzug in die Berthastraße, auf eigener Bühne im Festsaal der Schule.

In fast allen Klassenstufen werden kleinere oder größere Klassenspiele für Eltern, Mitschüler, für die Schulgemeinschaft im Zusammenhang mit Jahresfesten oder Epochen einstudiert und aufgeführt. Solche intensiven Projekte formen und stärken die soziale Gemeinschaft einerseits. Körpersprache und Sprachbeherrschung finden Intensivierung neben der inhaltlichen Arbeit. Das Klassenspiel in der 8. Klasse ist zugleich ein Höhepunkt der achtjährigen gemeinsamen Klassenlehrerzeit. Das Klassenspiel der 11. Klasse ist nicht nur Teil des Waldorfabschlusses, sondern auch ein Höhepunkt des sozialen Miteinanders der Schüler und Schülerinnen gegen Ende der Oberstufenzeit. Hier bündeln sich alle künstlerisch-handwerklichen Erfahrungen und sozialen Kompetenzen. Es werden Kostüme genäht, Kulissen gebaut und künstlerisch gestaltet, Requisiten hergestellt und der musikalische Rahmen selbst erarbeitet. Ein besonderes Gewicht liegt für jeden einzelnen Schüler auch im szenischen Erarbeiten eines Werkes der dramatischen Literatur. Dabei erhält jeder Schüler die Möglichkeit, sich eine ihn ansprechende Aufgabe auszusuchen, sei es eine große oder kleine Rolle, Verantwortlichkeit für die Bühnen- oder Beleuchtungstechnik, Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Gestaltung von Programm und Plakaten) sowie szenischen Einstudierung. Anders als in den Jahren zuvor, werden die Schüler der 11. Klasse eigenverantwortlich in den künstlerischen Arbeitsprozess eingebunden, über dessen Erfolg sie durch Spielfreude und Engagement mitbestimmen können. Dies beginnt mit Gesprächen des Kennenlernens von verschiedenen Theaterstücken der Klassik, Moderne, Komödie oder Farce, des Sondierens der Wünsche, Erwartungen und Ziele. Über einen langen Prozess innerhalb der ersten Schuljahreshälfte kulminiert der Probenprozess letztendlich im Frühjahr zu intensiven szenischen Gesamtproben sowie Aufführungen.

Die Klassenspiele der 11. Klasse:

  • 1999  Max Frisch „Die Chinesische Mauer“
  • 2000 Rose/Budjuhn „Die 12 Geschworenen“
  • 2001 J.P. Sartre „Geschlossene Gesellschaft“, Albert Camus „Das Missverständnis“, Peter Handtke „Publikumsbeschimpfung“
  • 2001 Woody Allen „Manhatten Murder Mysterie“
  • 2002 Thornton Wilder „Wir sind noch einmal davongekommen“
  • 2003 Jewgeni Schwarz „Der Drache“
  • 2004 Friedrich Dürrenmatt „Die Physiker“
  • 2005 “Alice in Alice in Alice“ Aufführung und Gastspiel…
  • 2006 Dario Fo „Der Papst und die Hexe“
  • 2007 Friedrich Dürrenmatt „Der Besuch der alten Dame“
  • 2008 Rolf Hochhuth „Inselkomödie“ , Gastspiel zur Hochhuth-Tagung in Weimar in Anwesenheit des Autors
  • 2009 Michael Ende „Die Spielverderber“
  • 2010 Ferdinand Bruckner „Die Verbrecher“
  • 2011 Woody Allen „Bullets over Broadway“
  • 2012 Jean Giraudoux “Die Irre von Chaillot“
  • 2013 Friedrich Dürrenmatt „Die Physiker“
  • 2014 Norbert Brandl, Mike Sonntag „Die Raumpflegerpatrouille“
  • 2015 Bernd Storff „Kopfsprung ins Dunkel“
  • 2016 Arthur Miller „Hexenjagd“
  • 2017 Bertolt Brecht „Der gute Mensch von Sezuan“
  • 2018 Woody Allen “Manhatten Murder Mysterie”
  • 2019 Dario Fo „Er hatte zwei Pistolen und seine Augen waren schwarz und weiß“
  • 2020 Michael Ende „Die Spielverderber“                                                                                     (Leider ohne Aufführung aufgrund der Corona-Regelungen)

Chor und Orchester

„ Der Mensch ist ohne Musik nicht vollständig, sondern nur ein Fragment!“ (Zoltan Kodaly)

Das Anliegen der Waldorfschule kann mit einem Wort umrissen werden – Menschenbildung. Schon im alten Griechenland wurde Musik als wesentlicher Teil der Erziehung des Leibes und vor allem der Seele bis ins hohe Alter hinein gefordert und praktiziert.

Auch in der heutigen Zeit weiß man, wie wichtig die Musik eigentlich für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ist. Unzweifelhaft ist, dass Musik einen nicht unbedeutenden Einfluss auf das Sozialverhalten hat. Gemeinsames Singen und Musizieren ist gleichzeitig Gemeinschaftsbildung. Das beginnt schon bei den Kleinsten. Wenn dann den Kindern in der 3. Klasse wirklich die erste Mehrstimmigkeit begegnet, erleben sie sich als Teil des Ganzen. Sie müssen gleichzeitig bei sich selbst, also ihrer Stimme, und auch bei den Anderen sein. Nur unter der Bedingung einer sozialen Gemeinschaft ist es schließlich möglich, Chor- und Orchesterarbeit zu leisten, wo ja die Klassen nicht mehr nur für sich, sondern auch mit den Anderen, Größeren wie Kleineren zurechtkommen müssen. An unserer Schule gibt es nun seit vielen Jahren den Mittel- wie auch den Oberstufenchor, ebenso wie ein kleines Schulorchester. Daneben gründete sich vor einigen Jahren ein Kammerchor, ein Eltern- Lehrerchor und auch ein kleiner Kinderchor, der sich aus Kindern der Unterstufe zusammensetzt. Vieles ist inzwischen entstanden. Große Chorkonzerte, wie zum Beispiel die Weihnachtskonzerte, Festkonzerte wie als ein besonderer Höhepunkt die Aufführung der „Carmina burana“ von Carl Orff, gehören schon lange dazu, aber auch Benefizkonzerte oder Chorreisen. Ob nach Göppingen, Dietzenbach, Böblingen oder Freiburg, immer waren es Reisen, die einen Eindruck bei den Schülern wie auch bei den Gastgebern hinterlassen haben. Gerade die „kleinen“ Chöre, wie Eltern-Lehrerchor und Kammerchor machen immer wieder auch in der Region auf sich aufmerksam. Besonders gerne unterstützen sie in Rötha mit Benefizkonzerten die Restaurierung der Silbermannorgeln, oder auch die neue Schulinitiative im Süden Leipzigs. Neben diesen Konzerten entstanden auch mehrere große und kleine von der Musik geprägten Klassenspiele. Unvergessen sind die „Zauberflöte“, „Der Pedell“ nach dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“, mit dem die damals 6. Klasse auch unsere Patenschule aus der Gründungszeit, Marburg, besuchte, oder „Anatevka“, aufgefüht als Klassenspiel der 8. Klasse.